Der Mann in Gelb wiegte seinen Kopf zwischen den Schultern hin
und her. „Ich kenne jemanden hier in der Nähe, der hat eine Autowerkstatt und auch einen Abschleppwagen. Den könnte ich anrufen“, er blickt uns fragend an. „Ja klar, rufen sie den Mann an.“
„Sie müssen allerdings alles selber bezahlen, seine Anfahrt, das Abschleppen, die Reparatur …“ Ach soo – nee, dann lassen Se’s. Ich vergammel hier lieber, als zwofuffzich auszugeben … „Rufen Sie den Mann an, BITTÄÄÄ!!!!!“ Der Samariter in Gelb zückte sein Handy, drückte das eine oder andere Tästchen und rief Hilfe. „DANKE, DANKE, DANKE!!“ Wir huldigten dem gelben Engel in hoffentlich ausreichendem Maße (auch von hier aus nochmals: DANKE!) und dann verschwand er und ließ uns allein zurück. Wir warteten. Eine halbe Stunde, eine … und dann rumpelte ein Abschleppwagen auf den Parkplatz. Er hielt vor uns. Hoffnung in unseren Herzen und Freude in unseren Augen. Die Tür des Gefährts öffnet sich. Ich sehe ein Bein, ein Arm, dessen Hand sich an einem Türgriff festhält und nun entsteigt der ganze Mann dem Fahrzeug: unser Retter, unser Held – unsere Zukunft!

Der Retter ist ein kleines, braungebranntes Hutzelmännchen in Feinripp-T-Shirt mit schwarzen, öligen Schrauberhänden. Da wusste ich: Wir sind gerettet! Er öffnete seinen Mund zur Begrüßung, zeigte zwei Reihen schlecht gepflegter Zähne und drückte mir zur Begrüßung meine Hand zu einem Haufen Fleisch zusammen. Er trat einen Schritt zurück, schaute sich den B1000 an und machte in unsere Richtung eine Geste der, tja was? Es sieht aus wie: „Kein schlechtes Auto, ihr seid zwar Luschen aber ich mach euch den Karren wieder klar.“ Ich versuchte ihm nun zu erklären was unser Problem war. Aus unserm Handbuch für töffelige Touristen (Langenscheidt Französisch-Deutsch – Deutsch-Französisch) hatte ich das Wörtchen „Démarreur“ entnommen: Anlasser. Das kleine Hutzelmännchen nickte wissend. Dann machte es etwas, was auch den letzten Zweifel an seine Kompetenz ausräumte: Er legte sich unter den B1000 und wir sahen, dass er versuchte zu verstehen wie der Wagen aufgebaut war.

Meine Freundin und ich schauten uns glücklich an. In ihren Augen sah ich die gleiche Gewissheit, die ich verspürte: Gleich fahren wir wieder.

Unser Retter ging den Kabeln nach. Er schaute unters Armaturenbrett und murmelte. Dann guckte er nochmals unter den Wagen und murmelte. Ich gab mir nicht mal den Anschein, als würde ich versuchen zu verstehen, was der Held der belgischen Autobahnen dort machte. Freundin und ich ließen ihn ölen und hielten uns glücklich in den Armen.

Unser Held schaute wieder unters Armaturenbrett und murmelte. Dann suchte er die Batterie. Fand sie. Nun hob er den Fahrersitz an, zog das Massekabel, das sich in der Metallführung des Sitzes eingeklemmt hatte zur Batterie, so dass es wieder frei in der Luft hing. Ich ahnte was. Dann setzte sich unser Retter auf den Fahrersitz und ließ den Barkas an.

Sch*** Massekabel.

Wir bedankten uns mal wieder überschwänglich. Zum Glück war unser Held auch noch stolzer Besitzer einer Tankstelle.

Mit den letzten Tropfen Sprit fuhren wir dem Helden der Autobahnen hinterher. Und fuhren und fuhren. Klein Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Aber irgendwann kamen wir mitten in der Pampa an ein mit Sicherheit 200 Jahre altes Haus mit einer mit Sicherheit 40 Jahre alten Tankanlage. Ran da und ab ging’s: Alles was Volumen hatte, wurde betankt. 50 Liter Benzin, 60 Liter Diesel. Und eine dicke Rechnung für Anfahrt und Hilfe.

Alles in dieser Tanke sah aus, als hätten hier eben noch deutsche Panzer getankt, auf ihrem Rückzug aus den Ardennen. Der Held der Autobahnen hatte mir versichert, hier könne ich mit meiner Maestrokarte zahlen. Jetzt wo ich die Tanke sah, war ich mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Aber, inmitten der mittelalterlicher Wohn- und Arbeitswelt fand sich ein kleines blinkendes Gerät, ich schob meine Karte hinein, tippte ‘ne Nummer und schon war alles erledigt.

Die Dankeszeremonie zog sich wieder ein wenig. Schließlich verließen wir aber doch den Helden der Autobahnen der Welt.

Der Retter: Das isser nicht – aber der Typus passt.

Quelle: PixelQuelle.de

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