Wir zuckelten langsam und gemütlich weiter. Hinter uns bildeten sich immer wieder Autoschlangen, da ich eine augenfreundliche Geschwindigkeit vorlegte. Wir waren nicht schnell, aber unterwegs.
Ja, unterwegs … und immer noch unterwegs … und immer noch unterwegs … wann kommt denn endlich die nächste Ortschaft? …
ja wann kommt sie denn?
Überall nur grün, Bäume, ein kleiner Streifen Asphalt vor uns und das Dröhnen des Auspuffs in den Ohren. Dann, ich weiß nicht wie lange wir fuhren, sahen wir Zeichen von Zivilisation. Häuser mit Werbung. JA! Vielleicht findet man ja jemandem, der … es könnte ja sein … Als wir langsam näher zuckelten, konnten wir irgendwann die Werbung erkennen. Ein Schild, ein großes, mit mehreren Schildern darunter. Auf dem Schild steht „ESSO“. Jawoll! Jawoll! Jawoll! Ich hätte fast ein wenig Gas gegeben, aber so kurz vor einem Ziel wollte ich mir nicht die Laune durch Fliegen in tieferliegenden Hautschichten vermiesen.
Wir fuhren auf den Hof der Tankstelle. Ich stellte den Motor ab, zog die Handbremse an. Wir atmeten beide tief durch, stiegen aus und schauten uns schüchtern um. Quer zur Straße, ein kleiner Schauraum mit Neuwagen von Citroën, daneben, parallel zur Straße, eine kleine Werkstatt. Wir befanden uns an der Route de Clamecy in 89650 Courson les Carrieres. Langsam gingen wir in den Schauraum. Ein kühler gefliester Raum, mit einem kleinen Schreibtisch, rechts neben dem Eingang. Dahinter eine Frau, Mitte dreißig und ein Mann, eineinhalb Köpfe größer als sie, mit einem großen Schnauzbart und ein Kind, vielleicht neun oder zehn Jahre alt. „Bonjour!“ „Bonjour!“ Und dann erzählten wir, so gut es ging unsere Leidensgeschichte. Zwischendurch fehlten immer wieder Vokabeln. „Ah, Sch***e, was heißt unterstellen?” “Ah oui, SCHEISSE, dassö kennö isch!” Schließlich verstanden die beiden, dass wir eine Garage bräuchten, wo wir den B1000 samt Hänger für zwei Wochen unterstellen, damit wir am nächsten Wochenende eine Scheibe holen und danach das Wochenende diese einbauen und den Barkas zurückholen können. Ich weiß nicht wie wir das gemacht haben, aber die beiden haben alles begriffen! Doch, o-o-oh! Große Hürde! Die Frau schaute sich unser Gespann an und legte ihre Stirn in tiefe, allertiefste Falten.
Sie besprach sich mit ihrem Mann. Leise. Egal – bei der Sprechgeschwindigkeit hätten wir sowieso kein Wort verstanden. Aber wir sahen auch ohne zu verstehen, dass sie größte Bedenken hatte, unseren B 1000 unterzustellen. Sie sah so aus, als würden wir so aussehen, als würden wir das ganze Gesumms stehen und uns nie wieder blicken lassen. Aber der Mann setzte sich durch. Er sagte uns, dass wir den B 1000 zwar nicht an der Tankstelle stehen lassen könnten, aber bei sich zu Hause in der Garage. Ich wollte ihm spontan um den Hals fallen und ihn herzen, konnte mich aber rechtzeitig zurückhalten. Wir versicherten immer wieder, dass wir auf jeden Fall, aber wirklich auf jeeeeden Fall(mit drei, ach was FÜNF Ausrufezeichen), zwei Wochen später wiederkämen, um den Barkas abzuholen.
Die beiden nettesten Menschen hatten ein schnuckeliges altes, kleines Haus, nur zwei Häuser weiter von der Tankstelle entfernt. Der Barkas kam unter eine Art Carport und der Anhänger in eine Art Garage. Die beiden nettesten Menschen hatten viel Stellfläche aber wenig Haus – deren Pech, unser Glück!
Dann ging alles ganz schnell. Wir schenkten den nettesten Menschen noch Würste, Weine, Käse und alles Bier, was wir noch im Auto hatten, bedankten uns wiederum überschwänglich und versicherten nochmals in zwei Wochen auch wirklich wiederzukommen. Dann kam auch schon das Taxi, das einem Freund der nettesten Menschen gehörte und brachte uns nach Auxerre zum Bahnhof. GOTTSEIDANK!!! Auf dem Weg Richtung Heimat.