Was nun? „Wir kommen hier nie weg – SO NE SCH****E!!!!!“ Ich war nahe dran den Asphalt aufzureißen und so lange draufzustampfen bis ich bewusstlos zusammenbreche. In diesem Sch***kaff gab’s nicht mal irgendwelche Drogen mit denen man sich zudröhnen könnte. Alles K**ke!! Aber auch dieser Anfall ging vorüber. Nun war es meine Freundin die den klaren Kopf behielt. „Wir kaufen uns Helme und fahren heute die nacht durch.“ „Gute Sache, Hauptsache bis Deutschland rein, da kann man sich wenigstens mit Werkstattbesitzern unterhalten oder den ADAC-Mann direkt frustriert anbrüllen!“ Wir gingen also schnurstracks zum x-ten Mal in den Auchan (inzwischen folgte uns, ganz unauffällig, ein dunkel gekleideter Herr, der sich immer abwandte, wenn man sich nach ihm umdrehte) und kauften für 700 Francs (210 DM oder 100 Euro) 2 Helme.
Den Raum hinter dem Führerhaus klebten wir mit der Folie ab, die wir eigentlich als Scheibenersatz gedacht hatten, damit der Fahrgastraum nicht mit nachtflatterndem Getier gefüllt würde. Den Barkas machten wir abfahrbereit.
„So, haha! Dem bösen Schicksal ein Schnippchen geschlagen. Ha!
Wir kommen doch nach Hause! Wär' doch gelacht! Wir haben zwar keine Scheibe ,aber egal, jetzt haben wir Helme! Jawoll!“ – Wir mussten nur noch warten bis es dunkel wurde.
Es wurde später und später, der Supermarkt schloss, der Parkplatz leerte sich. Zwischendurch fragte uns ein älterer Herr, ob wir eine Luftpumpe hätten, sein Anhänger hätte einen Platten. Klar hamwa! Wir helfen gerne. Er pumpte, und brachte zurück. Auf die Idee, dass Leute, die mit einem Auto ohne Frontscheibe unterwegs sind, vielleicht ebenfalls Hilfe bräuchten, kam er nicht. Nett – so Franzosen.
Es wurde dunkler und dunkler. Und immer schneller wurde es dunkler. Nanu? Es donnerte und „Plitsch“ ein Tröpfchen fiel.
Es blieb nicht bei dem Tröpfchen. Es donnerte und krachte und dann fing es richtig an zu regnen. Eilig zupften wir die Folie wieder aus dem Barkas und klebten sie hektisch – das Armaturenbrett wurde nasser und nasser – wieder an die Stelle der Windschutzscheibe, damit uns nicht auch noch die Elektrik verregnet. Wir setzten uns rein, auf die Matratzen, schoben wieder Frust. Warteten, dass der Regen aufhörte. Den Gefallen wollte er uns aber nicht tun. Mal wurde er schwächer – ein Körnchen Hoffnung keimte auf – um dann umso doller weiter zu prasseln.
Wir lagen in dem schwül-feuchten Wagen und aßen mit müden Kaubewegungen unsere letzten Vorräte auf. Welkes Gemüse mit Staubbrot und Flusskäse. Die Wurst hatte sich inzwischen light geschwitzt. Jegliches Fett war ausgetreten und hatte kleine Schmierpfützen hinterlassen. Als wir fertig mit Essen waren, regnete es noch immer.
Meine Freundin und ich legten uns hin und versuchten zu schlafen.
Aber nicht nur die Hitze und der schwül-warme Regen hielten uns wach, sondern auch halbstarke Franzosen, die auf der Straße neben dem Parkplatz Rennen veranstalteten. Wir waren mutterseelenallein. Um uns herum nur der Auchan, Berge, Wiesen – und lautstarke Halbstarke.
Uns wurde ein wenig mulmig. Ab und an schlief ich ein, um immer wieder hochzuschrecken, wenn der Regen ein wenig nachließ, oder wenn Stimmen oder Motorengeräusch sehr nahe, zu nahe kamen.
Doch immer wieder schlief ich unruhig ein. Frühmorgens wachte ich auf, der Regen hatte aufgehört. An Weiterfahrt war aber nicht zu denken.
Es war fürchterlich nebelig, das war nicht so schlimm, das würde sich schnell legen. Doch es war hell und eine Weiterfahrt nur dann möglich, wenn die französische Polizei uns unbehelligt ließe. Aber mit fehlender Frontscheibe, röhrendem Auspuff und einem deutschen Nummernschild dazu war das eher unwahrscheinlich.